Auch in diesem Jahr, vom 6. bis zum 26. Mai 2016, veranstaltete der Bayerisch-Chinesische Schülerkontakte e.V. eine Sprachreise an die Universität Qingdao, die in jeder Hinsicht als geglückt bezeichnet werden kann. Es war bereits die vierzehnte dieser Art.
Dazu beigetragen haben:
- die herzliche und kompetente Betreuung durch die zuständige Abteilung der Universität Qingdao. Nach einer universitätsinternen Umstrukturierung seit diesem Jahr insbesondere durch den Dekan des Department for International Education der Universität, Herrn Yu Baolin.
- das hohe Engagement der jungen Chinesisch-Lehrkräfte der Universität: zwei Lehrkräfte der Abteilung, die ihre fundierte, innovative Ausbildung im Unterricht zum Einsatz bringen konnten.
- die ehrenamtliche Arbeit der beiden Begleiterinnen, die wie immer hervorragend zusammenwirkten
- und nicht zuletzt eine hoch motivierte, fröhliche Gruppe aus Schülerinnen und Schülern, in der jede und jeder integriert wurde, die den Herausforderungen durch eine fremde Kultur mit großer Offenheit begegnete und vom Unterrichts- und Kulturangebot in bester Weise zu profitieren wusste.
Besonderheiten in diesem Jahr
- Besonders früh konnte der Kontakt zu chinesischen StudentInnen der deutschen Abteilung hergestellt werden. Dies erwies sich als ausserordentlich hilfreich und förderte ein unabhängiges Lernen und Selbstständigkeit der SchülerInnen von Anfang an. Einem ersten großen Treffen folgten viele weitere im privaten Rahmen zum gemeinsamen Lernen, Essen oder Karaoke.
- Einen tieferen Einblick in das chinesische Schulsystem gewannen die SchülerInnen bei einem ausführlichen Besuch der unweit der Universtität gelegenen Yinhai-Schule (Grund- und Mittelstufe mit Oberstufe im Aufbau)
Dort durften sie in den Fächern Chinesisch und Mathematik am Unterricht teilnehmen und wurden direkt in das Unterrichtsgeschehen integriert. Dabei beeindruckten die hohe Motivation und die Disziplin der kleinen chinesischen SchülerInnen sowie das für die Altersstufe hohe Anforderungsniveau im Mathematikunterricht. Die deutschen Schüler stellten ihrerseits ihre Schulen mit Hilfe von Präsentationen in chinesischer Sprache vor. - Die im Vorjahr durchgeführte Renovierung des Ausländer-Wohnheims der Universität hat sich besonders positiv auf die Stimmung während des gesamten Aufenthalts ausgewirkt. Die neue Mensa wurde von der Gruppe in diesem Jahr stark frequentiert, sie bietet qualitativ gutes Essen zu sehr moderaten Preisen. Hier kam es vor allem auch zu zwanglosen Begegnungen mit anderen internationalen und chinesischen Studenten.
- Der Kungfu-Unterricht, der von mir vor vielen Jahren an der Universität Qingdao ins Leben gerufen wurde, erfreut sich wie immer großer Beliebtheit. Die Schüler erhalten Einblick in traditionelle chinesische Kunstformen wie Drachentanz, Face-Changing, Waffentechniken, Taiji und Qingong.
- Das Programm vor Ort wurde, nach bewährtem Muster aus dem Vorjahr, nicht von der Universität organisiert, sondern wieder von SMART, einer schulischen Bildungseinrichtung unweit der Universität.
Diese von mir mitbegründete Einrichtung spezialisiert sich u.a. auf die Betreuung von ausländischen Schülern vor Ort und bietet durch international geschulte chinesische Lehrkräfte ein kompetentes Team, das auch auf besondere Wünsche sehr flexibel eingehen kann. Insbesondere können mit Hilfe von SMART vor allem auf (meinen) persönlichen Kontakten beruhende Aktivitäten durchgeführt werden, die über die Universität so nicht möglich wären. Ein besonderer Höhepunkt diesbezüglich war der Besuch einer Textilfabrik, die normalerweise ihre Tore nicht für ausländische Gruppen öffnet. Hier konnten die Schüler einen Eindruck vom komplizierten Herstellungsprozess unserer (billig!) erworbenen Kleidung erhalten, beginnend vom Fädenspinnen des Baumwollrohstoffs über das Weben, Färben, Nähen bis hin zur Verpackung und Auslieferung, so wie wir die Kleidung letztendlich in den Geschäften vorfinden. - Auch ein klassisch chinesisches Dorf bliebe Ausländern normalerweise verschlossen, persönliche Kontakte machen dies möglich.
- Zu guter letzt hat auch der Besuch des Sino-German Ökoparks, eines großangelegten Gewerbeparks in Huangdao sehr beeindruckt.
Förderung
Die Sprachreise fand in diesem Jahr bereits zum vierzehnten Mal statt. Für die beteiligten SchülerInnen stellt sie immer wieder einen besonderen Gewinn dar. Dies bezieht sich in erster Linie auf das Sprachtraining, was sich auch in den entsprechenden Chinesisch-Kursen in den hiesigen Schulen belegen lässt. Besonders positiv entwickelt sich das Selbstvertrauen der TeilnehmerInnen, die sich im Laufe des Aufenthalts mehr und mehr zutrauen, ihr Chinesisch im Umgang Gleichaltrigen in der Universität und auch mit Einheimischen in der Praxis zu erproben.
Unsere Schülerinnen kommen sehr intensiv mit der chinesischen Kultur in Kontakt und können sich ein eigenes unverfälschtes Bild der heutigen Entwicklung in China machen. Der direkte Kontakt mit den Menschen in China lässt ein ganz anderes Chinabild entstehen, als wir es durch die offizielle Politik oder durch die Presse erfahren. So kann sich Völkerverständigung entwickeln.
Ohne finanzielle Förderung wären diese Reisen allerdings, gerade vor dem Hintergrund der deutlich steigenden Preise in China, für die SchülerInnen nicht mehr finanzierbar. Dies verdanken wir in erster Linie dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, das uns auch in diesem Jahr wieder, im Rahmen der Partnerschaft zwischen Shandong und dem Freistaat Bayern, sehr unterstützt hat. Einen deutlichen Beitrag konnte auch der „Bayerisch-Chinesische Schülerkontakte-Verein“ beisteuern, wobei neben dem finanziellen Zuschuss vor allem die unermüdliche ehrenamtliche Arbeit des Vereinsvorstands und insbesondere der Begleitpersonen bei Vorbereitung und Durchführung der Reise entscheidend war.
Wir freuen uns, dass es uns damit einmal mehr gelungen ist, die für unsere Gesellschaft extrem wichtige gemeinsame Zukunft mit China durch diese Kurse vielleicht besser zu entwickeln.
Christiane Schmalzl (Shi) und Ursel Glaser, Begleitlehrkräfte